Viele Zigarrenliebhaber träumen davon, mit einem Master Blender zusammenzuarbeiten, um eine einzigartige, persönliche Zigarre zu machen. Jene, die dieses Ziel verfolgt haben, und die Leute in den Fabriken, die diese privaten Blends zum Leben erwecken, teilen ihre Erfahrungen mit uns und weisen darauf hin, was man bei einem solchen Projekt beachten sollte.
Es war die Erinnerung an den verstorbenen Anders Ek, früherer Besitzer von Schwedens Brother of the Leaf, die die neuen Inhaber Yelitze Echenique und ihren Mann Carl Lokrantz dazu inspirierte, einen persönlichen Blend zu schaffen. „Anders’ Werte entsprachen unseren eigenen. Wir waren neu im Zigarrengeschäft und wollten auf diese Weise Fuß fassen und uns daran erinnern, die Dinge langsam anzugehen, das Leben in vollen Zügen zu genießen und nie zu vergessen, dass wir das Recht auf persönliche Freiheit und Freude haben“, sagt Echenique.
Die Kreation des Blends erwies sich als langwieriger Prozess, vorwiegend deshalb, weil die beiden keine Kompromisse in Sachen Qualität und Geschmacksprofil eingehen wollten und die Modifizierung von Blends zeitaufwendig ist. „Wir haben etwa drei Monate zwischen den jeweiligen Feinabstimmungen des Blends gewartet, um zu sehen, wie sich der Tabak vom Zeitpunkt des Versands bis zu ein paar Wochen nach der Lagerung im Humidor verändern würde.“ Die wichtigste Lektion, die Yelitze und Carl gelernt haben, war, dass Ring und Verpackung teurer sein können als ursprünglich angenommen, und wie sehr eine kleine Änderung des Blends das gesamte Resultat beeinflussen kann.
Sollte Echenique das Ganze noch einmal machen, dann würde sie angesichts der vielen Arbeit, die sie in das Projekt gesteckt hat, eine größere Menge bestellen. Zudem rät sie: „Man sollte über die Fabrik, mit der man zusammenarbeitet und die Tabakeinfuhrgesetze und Steuervorschriften in seinem Land oder Staat gut informiert sein, denn das erleichtert die Abwicklung bis zur Lieferung des Endprodukts.“
Die Herausforderung, eine extrem limitierte Menge von 34,5 Kilo eines bestimmten Tabaks zu verarbeiten, verleitete Michael Grossklos dazu, The Dalay Limitada 2016 zu schaffen. Sie wurde in Zusammenarbeit mit Günther Schichl und Thomas Rammer in der Tabacalera Altagracia im Cibao-Tal (Dominikanische Republik) hergestellt.
Laut Grossklos wird die Fertigung einer maßgeschneiderten Zigarre nicht durch die Einhaltung von Deadlines bestimmt. „Ich musste mich nicht beeilen, denn die Ligero-Blätter, die ich verwenden wollte, brauchten ohnehin noch eine Weile. Die zusätzlichen drei Monate haben den Terminplan nicht beeinträchtigt, den Blend aber enorm verbessert.“ Er empfiehlt jedem, der seinen eigenen Blend machen möchte, sich die Frage nach dem „Warum“ zu stellen. Das sei extrem wichtig und ausschlaggebend für ihn gewesen, meint Grossklos, der sich von Winzern inspirieren ließ. „Die Hauptrebsorte, die für eine erstklassige Cuvée verwendet wird, ist mit dem dominanten Tabak in einem Blend vergleichbar. Normalerweise handelt es sich dabei um Ligero-Einlagetabak, den ich so gut finde, dass ich ganz verrückt werde – aber auf eine gute Art und Weise. Daraufhin arrangiere ich alles rund um ihn. Die anderen Tabake rücken diesen in den Vordergrund und unterstützen ihn statt ihn zu verfälschen.“
Grossklos fand den Prozess der Herstellung seiner eigenen Zigarre überwältigend – jedes Mal, wenn er dachte, er wäre fertig, kam ein weiteres Detail hinzu. „So bin ich zum Beispiel auf einen Tabak gestoßen, der mich faszinierte, oder fand heraus, dass sich ein anderer, den ich gerne verwendet hätte, verändert hatte. Manchmal funktionierte das dann in Kombination mit den anderen Tabaken nicht“, erklärt er und gibt zu: „Die Fülle an Details, die ich beachten musste, war wirklich enorm.“
Heiko Poerz, Inhaber von Club Cigarren und Gewinner der Cigar Trophy 2016 in der Kategorie „Outstanding Art“, hegt seit 39 Jahren eine Leidenschaft für Zigarren. Nach seiner 15-jährigen Tätigkeit in der Branche und der Verkostung von zigtausend Zigarren fand er, dass es an der Zeit war, ein ganz persönliches Stück zu gestalten – die Henk Maori Haka.
„Aufgrund meiner Liebe für Zigarren wollte ich eine mit einem spezifischen Format, Blend und Erscheinungsbild schaffen, vor allem aber eine, die meinem Geschmack entspricht.“ Die Tatsache, dass er gute Verbindungen hat, erleichterte den Prozess: Poerz wandte sich an A. J. Fernandez und Didier Houvenaghel, die ihn bei der Kreation seiner eigenen Zigarre unterstützten. Obwohl der Blend ursprünglich als ein rein persönlicher gedacht war, überlegt er nun angesichts des großartigen Feedbacks von Freunden und Partnern, zwei weitere Formate herauszubringen und im Einzelhandel zu verkaufen.
Für Gerard spielt die Beziehung zum Produzenten eine entscheidende Rolle. „Ich hatte ein wirklich gutes Gefühl, was die A. J. Fernandez-Fabrik betrifft, und so setzten wir uns eines Morgens zusammen, um die Anforderungen für den Blend zu diskutieren“, erzählt Hayes. „Der Prozess war mit viel Feedback zu den verschiedenen Kombinationen sowie dem Eliminieren von Blends verbunden, bis ich mich schließlich für zwei entschieden habe, um diese für weiteres Sampling nach Australien zu bringen.“ Als „Zigarren- Außenseiter“ empfiehlt er Neueinsteigern ganz besonders, sich mit allen Involvierten persönlich zu treffen und die Kisten von lokalen Herstellern zu beziehen. „Ein weiteres Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss, ist der Preis des Tabaks und wie zuverlässig dieser geliefert werden kann, um sicherzugehen, dass der Blend auch in Zukunft beständig bleibt.“
Als die beiden langjährigen Freunde Sean Kremenetski und Mitul Shah Fable Cigars gründeten und begannen, ihre Geschäftsziele zu verfolgen, lernten sie auf die harte Tour, wie schwierig die Herstellung eines Blends ist. „Wir haben im Laufe von eineinhalb Jahren vier Geschäftsreisen unternommen und fast 50 Blends verworfen, bevor wir mit dem Ergebnis der Fourth Prime, unserem Erstling, zufrieden waren“, erinnert sich Kremenetski. Außerdem merkt er an, dass eine coole künstlerische Gestaltung nichts ohne einen guten Blend ist. „Es braucht Zeit, sich mit dem Geschmack, der Struktur und den Aromen von Tabak vertraut zu machen“, erklärt er. „Sie sollten davon ausgehen, dass der Prozess mindestens ein Jahr dauert, wenn nicht sogar länger.“
Marilu Zetina, Leiterin des internationalen Vertriebs bei Tabacos Costa, informiert, dass die meisten Privatkunden mittel- kräftige Blends wünschen und das Team innerhalb von ein paar Monaten zwei bis drei Blends basierend auf den Vorlieben der Kunden kreiert. „Normalerweise bekommen wir Privataufträge, wenn wir Tastings veranstalten, wo Zigarrenfans oder Händler unsere Blends rauchen und daraufhin beschließen, dass sie gerne ihre persönliche Zigarre hätten.“ Zu den eher ungewöhnlichen Wünschen, die Tabacos Costa bislang erhalten hat, zählen eine Zigarre mit einem Loch im Kopf, eine mit einem doppelten Deckblatt und spezielle Formate wie etwa Exemplare mit einem 80er-Ringmaß.
Ein wichtiger Aspekt sei, so Zetina, dass die Kosten eines persönliches Blends stark variieren können. „Das kommt ganz auf den ausgewählten Tabak, die Zigarrengröße und das Format an. Hin und wieder sind wir auch bei der Herstellung von Kisten und Banderolen involviert und liefern dann das gesamte Produkt.“
Kelner Boutique Factory
Hendrik Kelner junior kann ebenfalls einiges über Privatanfragen erzählen. „Die gewünschten Blends sind sehr unterschiedlich und hängen vom jeweiligen Kunden und dessen Geschmacksprofil ab“, sagt der Chef der Kelner Boutique Factory in der Dominikanischen Republik. „Uns ist schon alles untergekommen – von extrem milden über mittelstarke, komplexe Zigarren bis hin zu extrastarken Blends.“
Bei seinen Klienten handelt es sich um Leute aus aller Welt, die im Zigarrengeschäft mitmischen möchten. „Manche kommen aus der Branche, andere sind Neueinsteiger, die gerne Zigarre rauchen und in diesem Geschäft aktiv werden wollen“, informiert er. „Ich versuche, ihnen zu erklären, was das alles beinhaltet, denn manche haben nur sehr vage Vorstellung bezüglich all der notwendigen Genehmigungen.“ Hendrik weist außerdem darauf hin, dass sich Kunden über die zusätzlichen Kosten für Kisten, Ringe, Verpackungsmaterial und Logo-Design bewusst sein sollten, bevor sie in die Herstellung von Zigarren in der Fabrik investieren. „Der Preis der Zigarren selbst ist natürlich vom gewählten Blend, Deckblatt und der Bestellmenge abhängig.“
Für Privatkunden maßgefertigte Blends sind kein neues Phänomen, und während manche nur von ihren „Schöpfern“ selbst geraucht werden, landen andere oft bald in den Regalen von Händlern. Nichtkubanische Zigarrenhersteller sind sehr offen, was persönliche Blends betrifft. Kuba kann diese auch liefern, aber das ist eine andere Geschichte.