„Tabak spricht mit uns. Wir müssen bloß zuhören“, meint Nestor Andrés Plasencia. Etwas, das er von seinem Vater Nestor Plasencia Senior gelernt hat, mit dem er Tabakfelder von insgesamt über 1200 Hektar in Honduras, Nicaragua, Panama und Costa Rica bewirtschaftet.
Bei der Ernte von Tabak, der zur Herstellung von Premiumzigarren verwendet wird, gibt es zwei grundsätzliche Methoden: Leaf Priming und Stalk Cutting.
„Die Tabakernte stellt einen der wichtigsten Faktoren dar, die wir auf unseren Plantagen sehr im Auge behalten müssen“, informiert Nestor. „Die Entscheidung, wann geerntet wird, hängt von der Qualität der Blätter ab und wirkt sich über den Trocknungsprozess und die Fermentation bis hin zur Produktion der Zigarren aus.“
Bei der Erntemethode Leaf Priming werden, beginnend beim untersten Teil der Pflanze, wöchentlich jeweils zwei bis drei Blätter abgepflückt. „Wir wissen, dass die Blätter reifen, wenn sie einen etwas helleren grünen Farbton annehmen und sich ihre Spitzen zu biegen beginnen“, erzählt Nestor. „Das erste Priming findet rund 55 bis 60 Tage nach dem Umpflanzen statt und danach ernten wir pro Woche je zwei Blätter, bis der Prozess abgeschlossen ist.“
„Bei der Ernte nach dem Priming-Verfahren werden die Blätter auch entsprechend fermentiert und bringen verschiedene tiempos hervor wie Volado, Seco, Viso, Ligero und Medio Tiempo,“ sagt Christian Eiroa von CLE Cigars, Sohn einer weiteren berühmten Familie aus der Branche, der seinen eigenen Tabak in Honduras anbaut. „Je länger das Blatt am Stamm bleibt, desto dicker, dunkler und oft auch stärker wird es sein.“
Stalk Cutting bezeichnet die Ernte der gesamten Tabakpflanze, wobei der Stamm ganz knapp über dem Boden abgeschnitten wird. Diese Technik ist bei Connecticut Broadleaf Maduro und mexikanischen San Andrés Negro-Tabaken üblich.
„Die Stalk Cut-Methode wurde in Gegenden entwickelt, wo Arbeitskräfte entweder sehr teuer oder sehr knapp waren bzw. für kleine, unabhängige Tabakbauern, die bei der Ernte auf die Hilfe von Familienmitgliedern angewiesen waren“, erklärt Christian Eiroa. „Die Fermentation beim Stalk Cutting unterscheidet sich von jener beim Priming, indem der ganze Stamm auf einmal fermentiert und dazu oftmals in Gruben vergraben wird.“ Während des Trocknungsprozesses werden die Stiele über lange Stangen namens cujes gehängt, zuerst 24 Stunden im Freien und daraufhin in Scheunen getrocknet. Einer der Vorteile von Stalk Cutting besteht darin, dass der ganze Stamm intakt ist, was hilft, die Blätter bei der Lufttrocknung zu stärken und zu „nähren“.
„Tabak ist insofern faszinierend, weil es so viele Faktoren gibt, die unsere Entscheidungen beeinflussen können“, meint Nestor Andrés. „Aber am Wichtigsten ist es, die Sprache des Tabaks zu lernen, denn er sagt dir, wann er fertig ist.“
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Herbst-Ausgabe 2017 veröffentlicht. Mehr