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Zigarren kühl lagern – Teil 2

Marc André • 15. September 2013

Immer öfter werden Weinklimaschränke als Humidor genutzt. Auf diese Thematik wollen wir näher eingehen.

Zunächst die unvermeidliche physikalische Feststellung: Luft kann Wasser speichern, und zwar umso mehr, je wärmer sie ist. Ein Kubikmeter Luft enthält bei 20 Grad Celsius (68 °F) und 70 Prozent relativer Luftfeuchte (rF) 12,1 Gramm Wasser. Wird die Luft abgekühlt, so steigt die relative Feuchte zwangsläufig an, weil kältere Luft weniger Wasser aufnehmen kann als wärmere.

Solange die gekühlte Zigarrenlagerungsstätte hermetisch von der Umwelt abgeriegelt ist, also weder schwankenden Temperaturen noch unregelmäßiger relativer Feuchte ausgesetzt ist, ist die Welt der Zigarrenlagerung in Ordnung. Doch was geschieht beim Öffnen des gekühlten Schranks?

Zur Veranschaulichung verwenden wir Zahlen aus einem durchschnittlichen Sommer. Status im Humidor: 15 °C (59 °F) und 70 Prozent relative Luftfeuchte. Status in der Umgebung des Humidors: 25 °C (77 °F) und 60 Prozent relative Luftfeuchte.

Wenn der Humidor geöffnet wird, strömt die warme Außenluft in den Humidor. Nach dem Schließen wird die warme Luft um 10 Grad Celsius (18 Grad Fahrenheit) abgekühlt. Die Folge: Kondenswasser im Humidor, weil die Luft das Wasser nicht mehr halten kann.

Das Beispiel mag extrem gewählt sein, aber es verdeutlicht den physikalischen Zusammenhang. Ein häufiges Problem ist, dass Kühlschränke trotz elektronischer Regelung der Luft nicht ausreichend Wasser entziehen können. Und wie reagieren die Hersteller solcher Schränke darauf? Beispielsweise so, dass die zu feuchte Luft aus dem Humidor ausgeblasen wird.

Nun ist ein Schrank aber kein elastischer Luftballon, aus dem einfach Luft abgelassen werden kann. Es liegt auf der Hand, dass Luft aus der Umgebung nachströmen muss. Das wiederum führt zu einem extrem hohen Luftdurchsatz, was dem Ziel der langfristigen Zigarrenlagerung mit möglichst geringer Frischluftzufuhr widerspricht.

Empfehlungen für die Praxis

Wer tatsächlich den Wunsch hat, Zigarren zu kühlen, für den gelten folgende Empfehlungen:

  • Niemals einen gekühlten Humidor in einen sehr warmen Raum stellen, es sei denn, der Raum ist verhältnismäßig trocken (unter 40% rF).
  • Am besten den Humidor in einen gekühlten Raum stellen, wo es wenig Temperaturdifferenz zwischen innen und außen gibt. Lediglich den Humidor gezielt befeuchten, das funktioniert hervorragend.
  • In einem begehbaren Humidorraum kann durchaus eine Klimaanlage mit einem Luftbefeuchter kombiniert werden. Allerdings sollte die entsprechende Anlage eine Entfeuchtungsfunktion aufweisen (die bestenfalls stufenlos einstellbar ist). Dann kann genau das Gleichgewicht zwischen Wasserentzug und Kühlleistung ermittelt werden, und die Feuchteschwankungen halten sich in Grenzen. Das der Luft durch die Kühlung entzogene Wasser wird dann dem Befeuchter wieder zugeführt, so dass nur relativ selten der Befeuchter mit Wasser nachgefüllt werden muss. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Kühlanlage der Luft mehr Wasser entzieht, als es dem Feuchteanstieg durch das Abkühlen der Luft entspricht. Soll heißen: Ohne zusätzliche Befeuchtung würde die Luft – bedingt durch die Kühlung – eine relative Feuchte von 70% erheblich unterschreiten.
  • Die professionellste Lösung besteht darin, in einer separaten Kammer genau die Luft der angestrebten Feuchte und der gewünschten Temperatur zu erzeugen und sie dann in den Humidor einzuleiten. Allerdings muss dann die Luft aus dem Humidor auch wieder abgesaugt werden. Außerdem sollte das Ganze ein geschlossener Kreislauf sein, da ansonsten zu viel Frischluft zugeführt würde. Freilich sind derartige Lösungen vom Platzbedarf und vom Kostenaufwand her selbst für passionierte Zigarrensammler kaum realisierbar.

Fazit

Unterstützende Technik bei der Zigarrenlagerung ist gut und richtig, solange diese Technik die Lagerungsbedingungen stabilisiert und dem Zigarrenraucher Arbeit abnimmt. Hinsichtlich der Kühlung kann jedoch ein Zuviel an Technik genau das Gegenteil dessen bewirken, wozu sie eigentlich gedacht ist. Ist beim Wein eine konstante Temperatur wichtiger als eine konstante relative Luftfeuchte, so ist das bei der Zigarre genau umgekehrt. Vorausgesetzt, die relative Feuchte bleibt konstant, spielen selbst gelegentliche Temperaturkapriolen keine wesentliche Rolle.

Eine mäßig gekühlte Lagerung (18–20 °C) der Zigarren ist für die Langzeitlagerung sinnvoll, weil der Aromenumbauprozess langsamer erfolgt und sich dabei komplexere Aromen bilden können. Allerdings sollte dann auch die relative Luftfeuchte zurückgefahren werden.

Viel wichtiger als eine konstante Temperatur ist für die Zigarre eine konstante Luftfeuchte. Grundsätzlich wäre es optimal, wenn die Zigarre bei konstanter Temperatur und konstanter Luftfeuchte gelagert wird.

Die relative Luftfeuchte (RF)

relative humidity saturation quantity water vapor air figure chart

Photo: Wolfgang Hametner

Ein Kubikmeter Luft kann eine bestimmte Menge Wasser in Form von Wasserdampf aufnehmen. Bei 20 °C (68 °F) sind das maximal 17,3 Gramm (0,61 oz.) Wasser. Mehr ist physikalisch nicht möglich. Die Luft ist mit Wasser gesättigt, die relative Luftfeuchte beträgt 100 Prozent. Würde man der Luft mehr Wasser zuführen, so würde das Wasser nicht mehr gasförmig gelöst sein. Es würde als Niederschlag (an den Wänden) sichtbar werden.

 

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Herbst-Ausgabe 2013 veröffentlicht. Mehr

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